Felsmalereien in Ojos Albos





Versteckt in abgelegenen Felsvorsprüngen unter der Peña Mingubela, nur 3 km von Ojos Albos (Ávila) entfernt, bieten die Felsmalereien an diesem Ort eine der vollständigsten Reihen schematischer Kunst der Meseta und des Zentralen Systems, mit Phasen von der Späten Bronzezeit bis zum Frühen Mittelalter.
Geografischer und archäologischer Kontext
Die Anlage liegt auf Sandstein des galizisch-leonesischen Massivs, durchzogen vom Zapardiel-Fluss. Die Fülle an Quellen und die Nähe zum Flussbett begünstigten die menschliche Besiedlung und die Schaffung dieser Darstellungen über mehr als 3 000 Jahre.
Entdeckung und Forschung
- Erste Funde (1970er Jahre): Auffinden einiger verstreuter Figuren.
- Systematische Ausgrabungen (1990–2005): Team der Universität Salamanca, Bodenradar zur Kartierung der Felsvorsprünge.
- Datierungen: Pigmentanalyse mittels Spektroskopie und Thermolumineszenzdaten der zugehörigen Ablagerungen.
- Wichtige Publikationen: „Arte esquemático abulense“ (2008), „Pigmentos y cronologías“ (2015).
Chronologie und malerische Phasen
- Späte Bronzezeit (ca. 1200–800 v. Chr.): Einfache Linien und Figuren in Karminrot und Orange.
- Frühe Eisenzeit (ca. 800–500 v. Chr.): Übereinandergelegte Motive in Weinrot, aufgetragen mit feinen Pinseln.
- Späte und Römische Zeit (ca. 500 v. Chr.–200 n. Chr.): Hinzufügen neuer abstrakter Symbole.
- Frühes Mittelalter (ca. 10.–13. Jh. n. Chr.): Teilweiser Verfall, gelegentliche Ergänzungen von Kreuzen und eingeritzten Texten.
Techniken und Pigmente
- Natürliche Eisenoxide für Rot/Orange-Töne.
- Pulverisierte Holzkohle und Tierblut für violett-schwarze Töne.
- Mischungen mit Harzen oder tierischen Fetten zur besseren Haftung.
- Pinselstriche mit Dornen oder Fingern, Ritzungen mit Steinwerkzeugen.
Ikonografie und mögliche Bedeutungen
- Anthropomorphe Figuren: Speer- oder Stabträger, möglicherweise rituelle Krieger oder Begleiter.
- Zoomorphe Figuren: schematische Hirsche, Ziegen und Rinder, Jagdszenen oder totemische Rituale?
- Abstrakte Zeichen: Gitter, Zickzackmuster, konzentrische Kreise; Hypothesen zu Kalendern oder symbolischen Karten.
- Überlagerungen: weisen auf mehrfache Neumalungen in aufeinanderfolgenden Generationen hin.
Erhaltungszustand und Risiken
Die Malereien sind hinter Holzstegen und UV-resistentem Glas geschützt, leiden jedoch unter:
- Biokorrosion durch Flechten und Algen.
- Feuchte im Mikroklima mit punktuellen Kondensationen.
- Schäden durch hohen Besucherandrang bei unkontrolliertem Zugang.
Zugang und Besuch
- Anreise: In Ojos Albos zur Plaza mit Rathaus, Kirche und Brunnen. Parken und der Calle Procesiones folgen bis zum Viehgitter, dann dem Weg folgen.
- Nach etwa 25 Minuten erreichen Sie die Peña Mingubela. Abstieg zum Bach Valdelaguila, dann dem Uferweg folgen bis zum Felsvorsprung.
- Bach erneut überqueren, den Anstieg zum nordseitigen Felsunterstand nehmen, wo sich die Malereien befinden. Die Strecke beträgt rund 3 km und dauert ca. 50 Minuten.
Fazit
Die Felsmalereien von Ojos Albos sind ein außergewöhnliches Zeugnis kultureller Kontinuität im Zapardiel-Tal. Ihre lange Abfolge und vielfältige Ikonografie machen sie zu einem unverzichtbaren Ort für das Verständnis der schematischen Kunst und rituellen Praktiken prähistorischer Gemeinschaften.
Anfahrt
Dezimal: 40.696111°, -4.500556°
DMS: 40°41'46" N, 4°30'02" O